Kuba Aktuell – August 2025: Peso im freien Fall, Privatwirtschaft schlägt den Staat

Im August 2025 hat sich die Lage in Kuba weiter zugespitzt. Während der Peso auf dem informellen Devisenmarkt neue Rekordtiefs erreicht, sorgt ein vietnamesisches Landwirtschaftsprojekt für Aufsehen, China unterstützt den maroden Nahverkehr Havannas und die Privatwirtschaft überholt erstmals den staatlichen Einzelhandel. Gleichzeitig nehmen die Rückführungen von Migranten aus den USA zu. Hier der Überblick über die wichtigsten Entwicklungen der letzten Wochen.


Peso im freien Fall – Rekordwerte am informellen Devisenmarkt

Der kubanische Peso verliert weiter massiv an Wert.
Laut dem unabhängigen Portal elTOQUE lag der inoffizielle Wechselkurs Ende August 2025 bei:

  • 1 US-Dollar = 410 CUP
  • 1 Euro = 457 CUP
  • 1 MLC = 190 CUP

Zum Vergleich: Der staatliche Wechselkurs beträgt weiterhin 124 CUP pro US-Dollar, spielt jedoch im Alltag kaum eine Rolle. Die meisten Devisengeschäfte laufen längst über den informellen Markt, da der Zugang zu Fremdwährungen stark eingeschränkt ist.

Die hohe Inflation, der Mangel an Devisen und die immer größere Kluft zwischen staatlicher Wirtschaftspolitik und Realität auf der Straße verschärfen die Situation für die Bevölkerung. Preise für Lebensmittel, Medikamente und Alltagsgüter steigen weiter.


Vietnamesisches Pilotprojekt revolutioniert Kubas Reisanbau

Ein Pilotprojekt aus Vietnam sorgt derzeit für Schlagzeilen.
In der Provinz Pinar del Río erzielte das Unternehmen Agri VMA auf 44 Hektar Land eine Rekordernte von 6,75 Tonnen Reis pro Hektar – fast viermal mehr als der kubanische Durchschnitt (1,7 Tonnen). Insgesamt wurden 296 Tonnen Rohreis eingefahren.

Möglich machten das Hybrid-Saatgut, gezielter Düngemitteleinsatz sowie die technische Unterstützung vietnamesischer Agrarwissenschaftler. Besonders bemerkenswert: Zum ersten Mal seit der Revolution von 1959 erhielt ein ausländisches Unternehmen Nießbrauchrechte für kubanisches Land.

Da Kuba aktuell 90 % seines Reises importieren muss, könnte dieses Projekt helfen, die Abhängigkeit zu reduzieren und wertvolle Devisen zu sparen. Derzeit bewirtschaftet Agri VMA bereits 900 Hektar, langfristig ist eine Ausweitung auf 5.000 Hektar geplant.


China bringt Havannas Busse wieder auf die Straße

Der öffentliche Nahverkehr in Havanna steckt in einer tiefen Krise: Nur noch 35 % der geplanten Fahrten können durchgeführt werden, viele Busse stehen wegen technischer Defekte still.

Nun hilft China mit dringend benötigten Ersatzteilen. Im Werk Evelio Prieto bei Guanajay werden damit rund 100 Busse repariert, zunächst fünf pro Monat. Bis Ende des Jahres sollen 40 bis 50 Fahrzeuge wieder fahren, vor allem auf stark frequentierten Linien wie zu Krankenhäusern, Schulen und Wohngebieten.

Die Maßnahme ist Teil der strategischen Partnerschaft zwischen Kuba und China und ergänzt bereits bestehende Hilfen in den Bereichen Energie, Medizin und Landwirtschaft.


Privatwirtschaft überholt den Staat im Einzelhandel

Zum ersten Mal seit 1959 hat in Kuba die Privatwirtschaft den staatlichen Einzelhandel überholt – gemessen am Verkaufswert.

Laut dem Statistikamt ONEI entfielen 2024 bereits 55 % der Umsätze auf nichtstaatliche Anbieter (2023: 44 %). Während staatliche Geschäfte oft leere Regale haben, bieten private Märkte wie die Feria del Puente de la Calle 100 in Havanna mehr Auswahl – allerdings meist zu deutlich höheren Preisen.

Inzwischen arbeiten 1,6 Millionen Kubaner im privaten Sektor, bei insgesamt rund vier Millionen Erwerbstätigen. Damit ist die Privatwirtschaft heute ein unverzichtbarer Teil des kubanischen Wirtschaftssystems, das jahrzehntelang jegliches Unternehmertum verbot.

Die politische Bewertung ist zwiespältig: Während Fidel Castro den Privatsektor strikt ablehnte, sehen seine Nachfolger ihn inzwischen als notwendige Ergänzung zur schwächelnden Staatswirtschaft.


USA schieben immer mehr Kubaner ab

Die Migrationskrise hält an: Allein im August 2025 haben die USA 161 Kubaner nach Havanna abgeschoben – 124 Männer und 37 Frauen. Insgesamt gab es in diesem Jahr bereits 33 Rückführungsflüge mit über 1.000 Personen.

Der Hintergrund: Allein im Haushaltsjahr 2024 erreichten über 217.000 Kubaner die USA, in den letzten vier Jahren waren es mehr als 860.000.
Die Fluchtursachen sind klar: Lebensmittelknappheit, Inflation, Stromausfälle, Medikamentenmangel und die anhaltende Wirtschaftskrise treiben immer mehr Menschen ins Exil – trotz der Gefahr einer Abschiebung.


Fazit

Die aktuelle Lage in Kuba bleibt angespannt:

  • Der Peso verliert weiter an Wert
  • Landwirtschaftliche Pilotprojekte zeigen Hoffnungspotenzial
  • China stabilisiert den Nahverkehr
  • Die Privatwirtschaft gewinnt an Bedeutung
  • Gleichzeitig wächst der Migrationsdruck

Für Reisende und Kuba-Interessierte bedeutet das: Der Alltag auf der Insel verändert sich spürbar, Chancen und Krisen liegen eng beieinander.


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